China at Work ~ Der Jade-Schatz. Seladone aus Longquan.

Der Jade~Schatz

Seladone aus Longquan

China at Work
Trinkgefäß des Seladon–Meisters Mao Weijie

Chinesisch–Deutscher Kulturaustausch

2015 begann ein weiteres Austausch– und Ausstellungsprojekt mit Keramikern und Künstlern aus China. Die Idee dazu war bereits einige Jahre zuvor in China selbst aufgekommen, da über China at Work seit 2005 intensive Kontakte zu Handwerkern und Künstlern in wichtigen Keramikzentren Chinas aufgebaut und gepflegt werden.

Bisher bin ich fast ausschließlich mit Fachleuten und Keramik–Liebhabern aus Europa in China unterwegs gewesen. Inzwischen suchen auch die chinesischen Spezialisten den Kontakt nach Deutschland und Europa und sind an Reisen und Ausstellungen, Arbeitsaufenthalten und Begegnungen interessiert.

Als Beginn des Projektes kann man die Ausstellung „Der Jade–Schatz: Chinesische Seladone aus Longquan“ in Berlin Mitte ansehen. Meister und Schüler zeigten traditionelles und modernes Seladon von Weltrang.

Die Porzellan–Metropole Longquan

Longquan in der chinesischen Küsten–Provinz Zhejiang ist weltweit bekannt für seine Seladon–Keramik und die traditionellen Brenntechniken, die dieser Keramik eine unverwechselbare Glasur geben.

Viele der beteiligten Künstler sind in der nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes der Volksrepublik China „Brennen und Manufaktur des Seladons aus Longquan” eingetragen. Mao Zengcong (»Großer Meister des Kunsthandwerks des Landes China«, »Berühmter Meister des Chinesischen Seladons«), eine zentrale Figur unter den beteiligten Künstlern, ist zudem in der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO verzeichnet.

Feine, gerichtete und besondere Craqueles (chujin), Mehrfachglasuren, Eisenrotspuren (youlihong), „Eiserner Fuß und Purpuröffnung“ (zikou tiezu), sowie die feinsten traditionellen Seladonfarben, wie „Blau des Himmels nach dem Regen“, Blaßblau (fenqing), Jadegrün (qingcui), Bohnengrün (douqing), Essigpflaumengrün (meiziqing) gehören zu den Spezialitäten, deren erlesene Stücke in dieser Ausstellung zu sehen sind.

Seladonvase mit feinem Ritzdekor ornamentaler Pflanzen

Die Formsprache der Gefäße ist bewusst traditionell, denn für die Meister zählt in erster Linie die Tiefe der Glasur. Man verwendet kaum Kraft auf Spielerei oder ablenkenden Dekor. Die klare Form, die Tiefe der Glasur sind die Hauptsujets der berühmtesten Objekte.

Seit langem bewegt mich die Schönheit und Klarheit des Seladons. Mal als Keramikerin und mal als Wissenschaftlerin habe ich u.a. meiner Bewunderung für Mao Zhengcongs Arbeit als Produzent und Forscher Ausdruck verliehen, habe meine erste Reise 2007 nach Longquan mit allen Ängsten und Hoffnungen, meine ersten Begegnungen mit dem Meister und dem Ort der Seladone beschrieben. (Neue Keramik 06/2007)

Am Ende des Textes fand sich der Wunsch, für diese feinen reinen Seladone im deutschsprachigen Raum eine Ausstellung oder Präsentation organisieren zu können. Es ist seither mein Bemühen, die hohe Qualität traditioneller chinesischer Keramik, ebenso wie ihre lebendige Tradition hierzulande erlebbar zu machen.

Seit 2007 ist viel Zeit vergangen. Oft war ich seither in Longquan, habe europäische Keramiker und Interessierte an den Ort des Seladons gebracht. — Noch immer ist die Landschaft Zhejiangs mit ihren Bergen, Flüssen, Bambuswäldern, Regenströmen und Nebeln so traumhaft schön wie ehedem. Dennoch haben Fortschritt, namentlich Industrialisierung, Straßenbau, Tourismus usw. Einzug gehalten, hat sich die Welt von Longquan verändert. Die Rikschas wurden größtenteils von Elektrorädern verdrängt, die Stadt wächst, Gewerbegebiete entstehen um den Stadtkern, die sich in die Berge hinein fressen, wie die vielen Tunnel, die den einst abgeschiedenen Ort inzwischen mit allen großen Verkehrsadern des Landes verbinden. Die Bauern aus der Umgebung verlassen vielfach ihr Land, um in den Metropolen ihr Glück zu suchen und besonders die jungen Leute haben nur noch da, wo die Wurzeln stark genug waren, Interesse, die lange Geschichte des Seladons weiter zu schreiben.

Meister Mao Zhengcong ist älter geworden, nicht sichtbar, aber er erwähnt es. Meister wie er sind selten geworden. 1940 geboren, hat er bereits 1955 mit der Seladonherstellung und Forschung begonnen. 1964 zum ersten Mal ausgezeichnet, zählte er 1983 zu den großen Künstlern des Landes, schon 1988 zu den angesehenen internationalen Größen. Er war von 1989–96 Leiter des „Seladon–Forschungsinstitutes“ und begründete nach Schließung desselben mit Tochter, Sohn und Schwiegersohn einen eigenen Betrieb und das „Longquan Zhengcong Seladon–Forschungsinstitut“.

Meister Mao Zhengcong hat inzwischen neben vielen weltweiten Auftritten auch in Europa, vor allem Paris, ausgestellt und ist gespannt, ob sich in Deutschland Freunde des Seladons finden. Letztere können Arbeit und Forschung von Longquan aufgreifen und auf einen gemeinsamen Weg bringen. Schüler und junge Seladonkünstler aus Longquan, Dreher und Bildhauer, die sowohl in Drachenöfen als auch Gasöfen brennen, allesamt Glasurspezialisten, die alle Rohstoffe (Erden und Steine) ihrer Umgebung genauestens kennen, suchen den Kontakt zu hiesigen Kennern und Interessenten. (Anette Mertens)

  • Tropfenförmiges Seladon-Gefäß mit Krakelee.
     
  • Grün glasiertes Seladon-Gefäß mit Elefantenkopf-Henkeln und Ringen.
     
  • Zartblaue Seladon-Kanne.
     
  • Zartblaues kugelförmiges Seladon-Gefäß mit vier Ösenhenkeln.
     
  • Zartblaue Seladon-Kugelvase mit Schnittdekor in der Anmutung von Rippeln oder Kräuselwellen.
     
  • Blaugrüne kugelförmige Seladon-Dose mit spitzem Knauf.
     
  • Grünblaue Seladon-Dosen mit einem unglasierten Streifen oberhalb der Standfläche, in welchem ein Blütenornament als Schnittdekor eingebracht ist.
     
  • Grüne Seladon-Schale mit Blumenmalerei.
     
  • Anette Mertens spricht anlässlich der Vernissage der Ausstellung.
     

Ausstellungsort:  Forum Factory  //  Besselstraße 13–14, 10969 Berlin
07. Juni ~ 17. Juni 2015